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  • Salomé Müller-Oppliger

Woran erkennen Sie besonders begabte Kinder?

Als Anhaltspunkte zum Erkennen besonderer Begabungen existieren zahlreiche Beobachtungsraster. Diese sind als Indizien, Möglichkeiten und Beobachtungslinien zu verstehen und keinesfalls als eine Art Checkliste, die von den einzelnen Kindern vollständig erfüllt werden könnten.


Der Übersichtlichkeit halber unterscheiden wir drei Bereiche

möglicher Verhaltensmerkmale:



Besonders begabte Kinder erkennen


1. Merkmale des Lernens und des Denkens als Hinweis auf hohe Begabung


  • hohes Detailwissen in einzelnen Bereichen

  • ungewöhnlicher und umfangreicher Wortschatz für ihr Alter

  • ausdrucksvolle, ausgearbeitete und flüssige Sprache

  • frühes Interesse an Buchstaben, Zahlen, Zeichen und Symbolen

  • häufig früh selbständig angeeignete Lesekompetenz (zw. 3 u. 6. Lebensjahr)

  • ungewöhnlich schnelles Lernen am Schulanfang

  • ausgeprägte Fähigkeit, sich Fakten schnell merken zu können hervorragende Gedächtnisleistungen (z.T. interessenabhängig)

  • genaues Durchschauen von Ursache-Wirkungsbeziehungen

  • intensive Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden

  • leichtes Erfassen von Muster, Strukturen und Ordnungsprinzipien

  • gutes Erkennen von zugrundeliegenden Prinzipien bei komplexen Aufgaben

  • besondere Fähigkeit, gültige Verallgemeinerungen herzustellen

  • aussergewöhnlich gute Beobachtungsgabe, sieht unerwartete Détails

  • selbstmotiviertes Lesen vieler Bücher; Bevorzugung von Büchern, die über die Altersstufe deutlich hinausgehen

  • komplexe Informationsverarbeitung, die manchmal für Lehrpersonen, Eltern und Lernbegleiter/innen nicht ohne weiteres nachzuvollziehen sind

  • die Tiefe und der Abstraktionsgrad ihres Denkens und Fühlens sind besonders ausgeprägt

  • frühes reflexives und logisches Denken

  • kritisches, unabhängiges und wertendes Denken

  • besondere Flexibilität im Denken, besonders schöpferisches und oft unangepasstes

  • Denken (Einsichten - Quersichten – Übertragungen, divergentes Denken; das Finden neuer und origineller Ideen)


2. Arbeitshaltung und Interesse als Hinweis auf hohe Begabung


  • selbstvergessenes Aufgehen in bestimmten Problemen (Flow-Erleben); auch: nicht loslassen können

  • Bemühen, Aufgaben stets vollständig zu lösen

  • Setzen von hohen Leistungszielen und Lösen (selbst) gestellter Aufgaben (oft mit einem Minimum an Anerkennung und Hilfe durch Erwachsene)

  • hoher Anspruch an sich selbst, Streben nach Perfektion

  • Kritische Haltung gegenüber dem eigenen Tempo (Ungeduld) oder Ergebnis; oft hohe Selbstkritik (im Zusammenhang mit Perfektionismus und Angst vor dem Versagen)

  • ausgeprägtes, meist anhaltendes Neugierverhalten mit dem Bestreben, Fragen und thematische Zusammenhänge in möglichst vielen Facetten zu durchdringen

  • breites Interessensspektrum (kann aber auch eng und spezifisch sein!)

  • Interesse an vielen «Erwachsenenthemen» wie Religion, Politik, Philosophie, Umweltfragen, Krieg, Sexualität, Gerechtigkeit in der Welt, usw. (viele moralische und philosophische Fragen)

  • Bevorzugung von unabhängigem Arbeiten, um hinreichend Zeit für das Durchdenken eines Problems zu haben oft (aber nicht immer!)

  • gute Fähigkeit zu planen, zu strukturieren und zu organisieren; auch in Bezug auf Menschen (Führungsqualität); Fähigkeit, problemlos und selbstverständlich vorauszudenken und Modelle zu entwickeln

  • Langeweile bei Wiederholungen und Abneigung gegenüber Routinearbeiten

  • starkes Bedürfnis nach Selbststeuerung und Selbstbestimmung von Tätigkeiten und Handlungsrichtungen

  • manchmal ungeschickt oder abwesend wirkend.

  • oft hohes Energieniveau (hochbegabte Kinder wirken oft hyperaktiv!)



3. Merkmale des sozialen Verhaltens als Hinweis auf hohe Begabung


  • Häufig hoch sensible Wahrnehmungsfähigkeit sozialer Interaktionen

  • Beschäftigung mit grundlegenden psychosozialen Fragestellungen («Recht – Unrecht», «Gut – Böse»); oft hohe moralische Ansprüche an sich und die Umwelt

  • Einfühlvermögen und Aufgeschlossenheit für politische und soziale Probleme

  • starker Gerechtigkeitssinn, verbunden mit der Bereitschaft, sich ggf. auch gegen Autoritäten zu engagieren

  • Individualismus; manchmal ausgeprägte Eigenwilligkeit; streben nach Eigensinn, d.h. Wille einen eigenen Sinn in Regelungen oder Gegebenheiten zu finden; Nonkonformismus

  • Akzeptanz von Meinungen und Autoritäten oft erst nach einer kritischen Prüfung

  • oft besondere Verantwortungsbereitschaft und –fähigkeit, Zuverlässigkeit

  • unter Umständen Neigung, schnell über Situationen zu bestimmen

  • selbstbestimmte Wahl von Gleichbefähigten als Freunde, häufig Ältere.



 

Quellen:


  • Heilmann, K. (1998) Hochbegabung erkennen, hochbegabtes Kind, Schüler, Schule

  • BMBF (2001): Begabte Kinder finden und fördern. Ein Ratgeber für Eltern und Lehrer.

  • Heinbokel A. Erkennen, Probleme, Lösungswege (2001)

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