In einer Selbstlernarchitektur liegen alle Materialien didaktisch aufbereitet als «Lernmaterialien» vor. Sie bieten verschiedene Zugänge (Müller-Oppliger 2014, S. 119) und ermöglichen eine Auseinandersetzung mit einem Thema auf unterschiedlichen Niveaus.
Der Einstieg in die Selbstlernarchitektur gelingt mit einer Inszenierung. Diese schafft den Anreiz, sich vertiefter mit der Aufgabe oder der Problemstellung auseinanderzusetzen. Zudem schafft sie Orientierung, damit sich Lernende in der Selbstlernarchitektur zurechtfinden (Forneck, Springer 2006, S. 137ff).
ESP
Der Einstiegspunkt führt ins Thema ein und liefern eine Übersicht zur Orientierung. Er ist meistens auf rund zwei A4-Seiten zusammengefasst und ermöglicht den Lernenden, bereits zum Einstieg einen Sinn- und/oder Lebensbezug zur Lernthematik herzustellen.
LA
Die Lernaufgaben knüpfen an den Einstiegspunkt an und umfassen Aufträge, Denkimpulse, interessante Fragen oder Problemstellungen, die zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema anregen. Die Aufgaben lassen sich auf stärkenorientiert und begabungsfördernd auf unterschiedlichen Niveaus lösen. Sie fördern die Methodenkompetenz, Lerntechniken und die Selbstreflexion: Lernende werden zum eigenen Planen, Umsetzen und Reflektieren ihres Lernprozesses aufgefordert (vgl. Müller-Oppliger 2014, S.120).
Gute Lernaufgaben (nach Reusser 2013)
eröffnen Zugänge und ermöglichen Tiefe des Wissens und Denkens
wecken Neugier und motivieren
laden zu tiefem Verstehen und Problemlösen – und zum Austausch darüber ein
sind auf unterschiedlichen Niveaus lösbar
trainieren fachliche und überfachliche Kompetenzen
bieten Raum für Mitbestimmung und Mitgestaltung
LWE und LP
Lernwegempfehlungen (LWE) (Forneck 2006, S. 112) zeigen mögliche Lernpraktiken (LP) auf, indem sie einen Vorschlag zur Bearbeitung liefern. Lernende sind frei, dieser Empfehlung zu folgen oder begründet eigene Wege zu wählen. So zeigen sich eigene Denk- und Lernwege. Lernpraktiken sind erforderlich, um passives «träges Wissen» (Renke 1996; Green et al. 1997) in Performanz zu transformieren (Müller-Oppliger 2014, S. 120).
MAT
Das Material umfasst alle didaktisch aufbereiteten Lernmaterialien zum Thema, damit ein Wissensaufbau erfolgen kann. Das Material kann unterteilt werden in Pflichtlektüre/Pflichtmaterial und freiwilliges Vertiefungsmaterial. Die Vielfältigkeit der Materialien bietet unterschiedliche Zugänge. Es ist auch möglich, Material zum Beispiel lernstiltyp-gerecht oder nach Gardners Multiplen Intelligenzen zu strukturieren, um einen rascheren Einstieg zu ermöglichen.
Mögliche weitere Materialien:
DIS
Der Diskurs oder die Diskussion liefern Werte, Sinnfragen, Anwendung oder auch Haltungen und die Bedeutung des Themas (Müller-Oppliger 2014, S. 126)
ÜST
ÜST sind Übersichtsartikel, die speziell zum Thema verfasst werden. Sie fassen alle wichtigen Informationen zum Thema zusammen. Mittels Übersichtsartikel wird das zuvor erworbene Wissen theoretisch fundiert.
DEF
In den Definitionen sind die Fachbegriffe erklärt.
Selbstlernarchitektur-Beispiel aus dem CAS/MAS Integrierte Begabungs- und Begabtenförderung (IBBF) FHNW
Lernarchitektur im Modul 2: «Spezielle Methoden und Didaktik der Begabungs- und Begabtenförderung (BBF)», Thema «R07 Stärkenorientierung und Entwicklungsportfolio
Der Einstiegspunkt M2_ESP_R07 liefert eine Übersicht über die wichtigsten Eckpunkte des Themas und bietet den Studierenden dadurch Orientierung. Im Dokument M2_LA_R07 sind verschiedene Lernaufgaben zur Auswahl formuliert. Eine integrierte LWE Lernwegempfehlung liefert eine unverbindliche Lernplanung. Im Ordern M2_MAT_R07 sind Pflichtlektüren und freiwilliges Vertiefungsmaterial zu finden.
Quellen:
Müller-Oppliger, V. (2014): Selbstlernarchitekturen zu selbstgesteuerter Begabungsförderung. In: Weigand, G., Victor Müller-Oppliger, V.; Hackl, A.; Schmid, G.(Hrsg). Personorientierte Begabungsförderung. Eine Einführung in Theorie und Praxis. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. S. 115-127.
Forneck, H., Springer, A. (2005): Gestaltung von Selbstlernarchitekturen - Eine integrative Konzeption für selbstgesteuertes Lernen. In: Dietrich, S. (Hrsg.) (2005): Support für neue Lehr- und Lernkulturen. Bielefeld: Bertelsmann. S. 133-153.